Geschichten

14
Dez
2006

Square of Solitude

Just another

„Stell dir vor“, sagt mir die Krähe, „du stehst in der Mitte eines grossen Platzes. Um dich herum hat es viele Menschen die kreuz und quer durch einander laufen. Manche stossen zusammen, müssen einander ausweichen, bleiben stehen um jemanden durchzulassen, fluchen über das Gedränge oder begrüssen einen Bekannten. Nur du stehst still in der Mitte und niemand rennt in dich hinein, alle weichen dir aus oder laufen erst gar nicht in deine Richtung.
Das geht so weiter. Tage? Wochen? Jahre? Zeit spielt keine Rolle hier auf diesem Platz. Nirgends ist eine Uhr und die Sonne bewegt sich nicht, man kriegt auch keinen Hunger und wird nicht müde, fast so, also ob hier gar keine Zeit existiert.
DU stehst immer noch da und um dich herum eilen die Menschen. Irgendwann wirst du misstrauisch, weil kein einziger Mensch dich zu bemerken scheint, aber auch keiner in dich hinein läuft, als wärst du ein Felsblock und kein Mensch. Du fragst dich, ob du vielleicht wirklich ein gefühls- und lebloser Fels bist. Um sicher zu gehen machst du einen Schritt nach vorne. Ein Fels könnte sich ja nicht bewegen. Aber noch immer eilen die Menschen um dich herum.
Du fragst dich immer stärker, wieso die Menschen um dich herum ineinander laufen, nie aber in dich, als ob du nicht zu ihrer Welt gehören würdest. Du beschliesst, die Sache selber in die Hand zu nehmen und versuchst in einen heranrauschenden Geschäftsmann zu laufen, doch er weicht geschickter aus, als du dich ihm in den Weg stellen kannst. Du versuchst ein hübsches Mädchen, das vorbeikommt am Arm zu packen und sagst ihr Hallo, doch sie schaut dich nur kurz mit einem nichts sagenden Blick an, entschlüpft deinem Griff und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in der Menschenmenge. Du versuchst es weiter, stellst dich den Menschen in den Weg, versuchst sie zu packen, ablenken, rufst nach ihnen. Du stellst dich tot, machst Luftsprünge, schreist, weinst. Vergeblich.
Resigniert gehst du an deine Stelle in der Mitte zurück und legst dich des Lebens müde hin…“
Ich schaue der Krähe in die Augen. Sie krächzt ein letztes Mal, breitet die Flügel aus und entschwindet in den Himmel. Ich bleibe Alleine auf dem Platz voller Menschen zurück.

Metaphor

20
Aug
2006

Endlos

Es erscheint einem hier höchst unwahrscheinlich, dass noch mehr existieren soll, als eine Küste mit einem Riff davor und Bergen dahinter. Ein schmaler, endloser Streifen der sich im weiten Nichts erstreckt.
Es erscheint nicht möglich, dass Orte wie die Schweiz existieren, dass irgendwo ausserhalb dieses Streifens ein Mädchen sitzt, das dies liest. Es erschein einem vielmehr, als wäre diese Welt ringförmig, auf der einen Seite Berge, auf der anderen das Meer und dazwischen eine Küste mit Städten, Dörfern, Menschen und einer Bahnlinie. Die Aufgabe, meine Aufgabe, scheint es zu sein, diese Bahnlinie von Stadt zu Stadt abzufahren, auszusteigen, weiterzufahren.
Die Erinnerung verblasst und die Küste bleibt. Städte kommen, Städte gehen, die Bahnlinie bleibt. Endloses Umherziehen ohne fixes Ziel.
Es erscheint einem hier höchst unwahrscheinlich, dass ein paar lose Blätter, in ein Papier gehüllt und in eine rote Metallbox geworfen, aus dieser endlosen Küstenszenerie ausbrechen und an diesen fremden, in einer anderen Welt liegenden Ort, gelangen können. Da man scheinbar an diese Küste gefesselt ist, kann man auch nicht überprüfen, ob die Worte, die einzeln sinnlos sind, und auch aneinander gereiht nicht zwingend einen Sinn ergeben müssen, je von jenem unwirklich erscheinenden Mädchen, das in der scheinbar fremden Welt ist, gelesen werden.
Daher kann man nur hoffen, dass es ihnen auf irgendeine Weise, die man nicht zu ergründen vermag, gelingt aus dieser Welt auszubrechen und ihr Ziel zu erreichen, wogegen jede Hoffnung, dass der Schreibende nicht in der Lage ist seine Ziele zu erreichen, verblasst ist, da er an seinen Weg gebunden ist und keine Möglichkeit hat, seine Welt zu verlassen, da niemand sonst bereit ist, ihn in seine Welt aufzunehmen oder ihm in der seinigen Gesellschaft zu leisten.
Es erscheint einem in dieser Welt höchst unwahrscheinlich, dass Ich, der ich dies schreibe, je meinen zweiten Teil finden werde, ohne den meine scheinbar endlose Welt sinnlos und unvollständig ist. Der endlose Ring scheint für immer einsam zu bleiben, ohne Menschen, die ihn füllen, bis auf den einsamen Mann, der mit geschriebenen Worten versucht, seine Welt zu beschreiben und zu erklären. Der, obwohl er alle Hoffnung verloren hat, immer noch von seinem zweiten Teil träumt, den die Götter ihm vor langer Zeit geraubt haben.
Der einsame Wanderer wird ewig auf seinem Ring des Lebens fortschreiten und suchen, was er nicht finden kann.

21
Nov
2005

Kleid aus Rosen

~~~Vorwort~~~

Diese Geschichte wurde geschrieben von Jonas 'Nezumi' Obrist und ist gewidmet:

Subway to Sally, für dieses herrliche Lied,

ReCinDer, weil ich ohne sie Subway to Sally nicht kennen würde

Yanik, Laila, Sandra und Laura, weil es sie gibt

und

Ninjin aka CureSunday, weil sie diese Geschichte gezeichnet hat.

~~~~~

Kein Tag verging, an dem er nicht an sie dachte, er war vernarrt in sie, besessen vielleicht. Er wusste, er würde alles für sie tun, doch sie war unerreichbar für ihn, denn er war nur ein armer Schneider und sie eine Tochter eines Adeligen. Er versuchte so oft es ging einen Blick auf sie zu erhaschen, und dann, eines Tages, da hörte er sie singen und er sah seine Chance kommen.

„Meister, Meister gib mir Rosen,
Rosen auf mein weisses Kleid,
stech die Blumen in den blossen
unberührten Mädchenleib.“(1)

Er rannte nach Hause in seine Werkstatt, unterwegs kaufte er sich auf dem Markt alle Rosen die er dort fand. In seiner Werkstatt angekommen, begann er die Blätter der Rosenblüten sorgsam abzuzupfen und sie in einer Hülle aus Liebe zu konservieren, dass sie niemals verdörren werden. Er zeichnete in seinem Geiste die Skizzen eines Kleides, von einer solchen Vollkommenheit, wie man sie noch nie gesehen hatte. Er begann mit einem Faden aus Liebe die einzelnen Blütenblätter zusammenzunähen, so dass sie sich zu einem zarten Stoff zusammenfügten, aus dem er das Kleid schneidern konnte. Sieben Tage sass er da und schneiderte, sieben Tage lang erhob er sich nicht von seiner Arbeit, ernährte sich nur von der Liebe zu ihr, und liess sich von niemandem und nichts stören. Nach sieben Tagen war es vollbracht, ein Kleid aus Rosen genäht mit Liebe, so wunderschön anzuschauen, so unheimlich zart und doch fest. Er faltete das Kleid und packte es ein. Mit diesem Paket wagte er, an ihrer Türe nach ihr zu bitten, um ihr das Geschenk zu überreichen. Ein Diener öffnete und fragte nach seinem Verlangen. Ein Geschenk für die holde Maid wolle er überbringen, antwortete er darauf. Der Diener nahm sein Paket entgegen und versicherte er werde es der Lady übergeben und ihr seinen Namen nennen. Überglücklich lief er heim, war er sich doch sicher, dass sein Geschenk gefallen finden würde und dass er somit vielleicht doch eine Chance hat, wenngleich sie auch noch so klein war.

Der Diener schloss die Türe und beförderte das Paket, wie jedes, welches ein verzweifelt verliebter, niederer Jüngling aus der Stadt für die Lady abgab, in den Abfall, für ihn war die Geschichte vorbei.

Das Mädchen lief in die Halle, weil sie glaubte jemanden an der Tür gehört zu haben, auf ihre Frage antwortete der Diener nur es sei niemand gekommen, doch das Mädchen wusste genau, was dies hiesst, und ging zum Abfall herüber, wo der Diener die Pakete für sie wegzuwerfen pflegte. Da fand sie ein dünnes Bündel, mit billigem Stoff umwickelt. Sie nahm es und ging in ihr Zimmer, aus reiner Neugierde und Langeweile machte sie sich die Mühen und öffnete es, darinnen fand sie ein Kleid, ein Kleid aus Rosen. Niemals zuvor hatte sie etwas Schöneres erblickt, denn vollkommen schien ihr dieses Kleid, das nur aus Rosenblättern gefertigt zu sein schien. Nicht einen einzigen Faden konnte sie erblicken und es war ihr ein Rätsel, was dieses zarte Gebilde zusammenhielt. Sie klingelte nach dem Diener und wollte erfahren, wer dieses Paket für sie abgegeben hatte. Der Diener erwiderte, es sei von einem jungen Niederen aus der Stadt, dessen Namen ihm nicht wichtig genug erschien, um ihn sich zu merken.
In dieser Nacht hatte sie einen Alptraum, der ihr so real erschien, dass sie es nicht für möglich hielt, dass dies nur ein Traum war. Sie träumte von Banditen, die das Städtchen, in welchem sie wohnte, angriffen und alles in Schutt und Asche legten. Mitten in der Nacht wachte sie schweissgebadet und verängstigt auf. Sie legte das Rosenkleid an und wollte in die Küche gehen, um ein Glas Wasser zu holen. Erst in der Küche bemerkte sie, dass für eine Nacht viel zu viel Lärm zu hören war. Sie schaute zum Fenster heraus und sah die Strassen gefüllt von Menschen, die um ihr Leben flohen, gefolgt von Männern mit Schwertern, die jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, niederschlugen. Einige der Häuser waren schon in Brand gesetzt worden und sie sah auch schon einen der Banditen auf ihr Haus zulaufen. In ihrer panischen Angst konnte sie nicht einmal mehr davonlaufen, sondern blieb wie erstarrt stehen. Der Bandit begann breit zu Grinsen als er sie erblickte. Dem lüsternen Blick seiner Augen konnte man ablesen, dass er dieses Opfer nicht, oder besser gesagt, noch nicht töten wollte. Er nahm sie, ohne dass sie sich wehrte, unter den Arm und machte sich auf den Weg zurück zum Lager der Banditen.
Nachdem die Banditen sich erstaunlich rasch und ohne jeden ersichtlichen Grund wieder zurückgezogen hatten, versammelten sich die Männer des Städtchens auf dem Hauptplatz. Es war klar, dass sie nun, da die Banditen ihnen eine Chance gaben, sich zu gruppieren, einen Gegenangriff starten würden. Jeder Mann bewaffnete sich mit dem was er gerade fand, Mistgabeln, Holzprügel und Metallstangen. Nur wenige hatten ein Schwert. So liefen sie dann los, das Banditenlager zu erstürmen. Unter ihnen war auch der Schneider. Er hatte sich von einem toten Banditen ein Schwert angeeignet und war entschlossen, sein Städtchen und damit seine Angebetete mit allen Mitteln zu beschützen.
Als die Banditen begriffen, dass sie angegriffen wurden, sahen sie schnell, dass dieser Kampf verloren ging, also schnappte sich jeder was er gerade in die Finger bekam und floh. Einer von ihnen schnappte sich das Mädchen und rannte los. Doch der Schneider sah das und als ihm gewahr wurde, dass dieses Mädchen sein Rosenkleid anhatte, wusste er, wer sie war und rannte dem Schurken hinter her. Beflügelt von der Liebe holte der ansonst physisch nicht allzu starke Schneider den Schurken schnell ein. Doch dieser war, wie zu erwarten, nicht willig, seine Beute ohne weiteres einfach aufzugeben. Er warf das Mädchen zu Boden und zückte sein Schwert. Der Schneider tat es ihm nach, doch bereits da war ihm anzusehen, dass er im Umgang mit dem Schwert alles andere als geübt war. Dennoch tat er sein bestes, in der Hoffnung seine Geliebte irgendwie zu retten. Zwischen den beiden begann eine erbitterter Zweikampf, in dem keiner der Beiden sonderlich auf Eleganz achtete, sondern eher mit rauer Kraft versuchte, den Gegner in die Knie zu zwingen, und was Kraft betraf so war der Bandit eindeutig im Vorteil. Dennoch gab der Schneider nicht auf und mehr aus Glück als durch Können konnte er den Banditen tödlich verletzen. Doch auch er musste bei diesem Schlag eine schreckliche Wunde einstecken. So lag er dann blutend neben dem erschlagenen Gegner, als das Mädchen sich wieder unter Kontrolle bringen konnte. Sie begriff auf einen Schlag, was geschehen war und eilte zu ihrem gefallenen Retter hin. „Sagt mir, wer ihr seid, edler Herr?“ „Mein Name ist unwichtig, genauso wie meine ganze Person, ich bin nur ein armer Schneider. Ich hoffe wohl, mein Kleid gefiel euch.“ „Euer Kleid, mein Herr… Wollte ihr damit sagen, dass…?“ Doch er war nicht mehr im Stande zu sprechen. Das Mädchen beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss, da sie keinen anderen Weg sah, sich bei ihm zu bedanken. Dieser Kuss zauberte ein letztes Lächeln in sein Gesicht bevor er ihn ihren Armen verstarb.
An der Stelle, an dem der schreckliche Zweikampf das Leben des Schneiders einforderte, wurde er begraben und ein Grabstein erinnert an die Meisterkunst, welche er besass:

„Hier ruht der Meister der Rosen, dessen Namen niemandem bekannt ist und der um seine Geliebte zu beschützen an diesem Ort sein Leben liess“

~~~Anhang~~~

(1): Auszug aus dem Lied „Kleid aus Rosen“ von Subway to Sally

Einen grossen Dank an all jene, die bis hier durchgehalten haben! Bitte schreibt mir eure Meinungen in einem Kommentar. Für diejenigen unter euch, welche auch andere meiner “Werke“ kennen werden eventuell festgestellt haben, dass es mir endlich gelungen ist, eine Geschichte zu schreiben, die in nur in Deutsch geschrieben ist. Darauf bin ich beinahe stolz *g* euer Nezumi.

Man kann den Manga (gezeichnet von Ninjin) herunterladen:
Torrent

~~~~~

29
Aug
2005

Kannst du mir verzeihen?

Das „Davor“

Die Party ist eigentlich ganz in Ordnung, er kennt die meisten Leute hier, eigentlich die übliche Gruppe. „Willste L (1)?“ „Nein, später vielleicht…“ Heute braucht er keine Drogen, er wird auch ohne fliegen, ein letztes Mal. Aber noch ist es nicht soweit. Erst will er die Party noch etwas geniessen, sich von der lauten Musik durchströmen lassen und ein bisschen abhängen. Heute hat es für einmal einige Mädchen da, die er noch nicht kennt, und an jedem anderen Tag hätte es nicht lange gedauert, bis er jede einzelne von ihnen kennen gelernt hätte, und mit der einen oder anderen auch ein bisschen mehr gemacht hätte, aber eben, heute ist ein spezieller Tag, eine spezielle Nacht, heute ist seine Nacht. Er schaut auf die Uhr, beinahe Mitternacht, er geht zur Tür und geht ins Treppenhaus. Stufe für Stufe steigt er hinauf. Die Party ist im Keller, also muss hat er noch ein ziemliches Stück weg vor sich. Normalerweise würde er für so was ja den Lift nehmen, aber heute kann er genau so gut auch laufen.
Auf dem Dach angekommen zündet er sich eine Zigarette an, der Rauch ist wie immer hässlich und auch die beruhigende Wirkung, die das Rauchen anfangs auf ihn hatte, stellt sich dieses Mal nicht ein. Langsam, beinahe genüsslich, wenngleich es für ihn kein wirklicher Genuss ist, mehr ein Muss, für ihn gehört es zu diesem besonderen Abend. Er schaut zum Himmel, keine Wolke ist am Himmel zu sehne, nur der grosse, runde Mond und die unzähligen Sterne. Er liebt die Nacht, ihre Dunkelheit und den mysteriösen Sternenhimmel, das ist, was er als letztes sehen will. Er tritt an das Geländer.

Sie wusste bereits, welchen Jungen sie sich heute schnappen will. Sie beobachtet ihn jetzt schon seit einer Weile, er schien sie nicht bemerkt zu haben. Später wird sie sich dann an ihn heran machen, aber das hat noch ein wenig Zeit. Doch plötzlich läuft er zur Türe, „Will er etwa schon gehen?“, fragt sie sich. Sie beschliesst sich, ihm zu folgen. Er macht sich daran die Treppe rauf zu steigen, doch im Erdgeschoss geht er nicht wie erwartet heraus, sondern steigt weiter hinauf. Zuerst wartet sie, denn sie denkt, er habe nur nicht begriffen, wo der Ausgang ist. Doch als er nicht zurückkommt, beschliesst sie, aus Neugierde, ihm zu folgen.

Er macht sich gerade daran, über das Geländer zu klettern, als er hinter sich die Tür aufgehen hört. Er dreht langsam den Kopf und im Türrahmen steht ein Mädchen. Sie scheint zuerst gar nicht zu begreifen was los ist, aber dann bemerkt sie es und kommt ein wenig näher. „Hey, was machst du hier?“, fragt sie. Er schüttelt nur den Kopf. „Komm doch mal weg von dem Geländer, bitte…“ Keine Reaktion. Beinahe könnte man meinen, er sei stumm. Dann sagt er leise, fast unhörbar „Bitte, geh weg… Ich will alleine sein… Bitte…“ „Nein… Ich weiss doch was du vorhast, das seh ich dir an! Komm zu mir, bring dich nicht um! Bitte spring nicht!“ „Wieso? Wieso sollte ich nicht springen? Nur weil du es sagst? Ich kenne dich doch nicht einmal, wieso sollte mich interessieren, was du sagst? Geh weg und lass mich in Ruhe!“ „Ist doch vollkommen egal, ob wir uns kennen oder nicht! Ich bin dir gefolgt, weil du mir heute aufgefallen bist, ich wollte dich kennen lernen. Und jetzt bin ich dir bis zum Dach gefolgt und du willst dich hier umbringen! Wieso das? Das Leben kann doch nicht so schlimm sein!“ „Was weisst DU denn schon? Du hast doch keine Ahnung! Wieso kümmert dich das überhaupt?! Wieso kannst du mich nicht einfach von diesem verdammten Hochhaus springen lassen? Du kennst mich nicht, wir haben uns nie zuvor gesehen, aber dennoch interessiert es dich, ob ich springe oder nicht!?! Wieso? Lass mich! Bitte…“ „Das geht nicht, ich könnte nicht mit dem Gedanken weiterleben, dass du gesprungen bist, während ich zuschaue, dass ich es nicht geschafft habe, dich zu retten. Wenn du springst… Dann springe ich hinterher…“ „Das würdest du sowieso niemals tun! So dumm wärst du nicht! Du hast ja nicht mal einen Grund zu springen, sonst würdest du mich ja verstehen! Mein Leben ist der reinste Horror! Ich kenne nichts als Angst, Hass, Schmerz und Qual. Ich habe keine Zukunft mehr, weil ich sie mir schon lange verbockt habe! Lass mich einfach, es ist für alle am besten, wenn ich einfach gehe! Dann bin ich wenigstens niemandem mehr eine Last!“ „Hör auf so zu reden, bitte! Hast du eine Ahnung, was du den Menschen antust, die zurück bleiben? Was du MIR antust?“ „Das ist mir egal! Ich habe lange genug nur noch für andere gelitten! Mir ist alles egal! Ich will nicht mehr!!!“ „Bitte komm weg vom Geländer, bitte, mir zuliebe, ich tue alles, wenn du da wegkommst! Aber bitte spring nicht, bitte…“ „Ach sei doch still!“ Ein Schritt nach hinten und er fällt. Die Sterne am Himmel entfernen sich, sie sind das letzte was er sieht. Auf einmal verschwinden die Sterne mit einem Schlag und alles wird Schwarz.

Das „Dazwischen“

Das Schwarz geht langsam in Weiss über, er fragt sich ob es nicht geklappt hat, aber das ist gar nicht möglich, 14 Stockwerke sind einfach zu hoch, na ja vielleicht hatte er Glück, oder Pech, je nach dem wie man es anschaut. Doch das Weiss wird nicht, wie erwartet, zum Krankenhaus, sondern es bleibt weiss, ein Nichts aus weiss, das doch nicht ganz nichts zu sein scheint. „Wo bin ich?“ fragt er sich laut. „Das wüsst ich auch gerne.“ sagt eine Stimme. Er kennt diese Stimme und schaut sich um. Sie steht da, offenbar ist sie auch gesprungen. „Ihr seid in dem, was ich das ‚Dazwischen’ zu nennen pflege.“ sagt eine Stimme. Neben ihnen steht ein Mann mit einem extrem langen, weissen Bart, auch sonst scheint er uralt zu sein. „Ihr fragt euch, was dieses ‚Dazwischen’ sein soll, das ist klar. Also werd ich’s versuchen zu erklären. Ihr habt euch ja beide selbst Umgebracht. Deshalb landet ihr hier und müsst hier bleiben, bis alle, denen ihr durch euren Suizid Schmerz zugefügt habt, euch vergeben haben. Dann dürft ihr von hier fort. Fragt mich nicht wohin, denn ich weiss es nicht… Aber du wirst bald gehen können, fast alle haben dir schon verzeihen.“ sagt er zum Mädchen. „Was? So schnell schon?“ „Nun ja, du musst wissen, hier fliesst die Zeit anders als da wo ihr herkommt. Auf der Erde vergingen 6 Monate bis jetzt… So jetzt haben dir alle verzeihen. Du kannst gehen. Bist du bereit?“ Sie scheint das alles nicht zu begreifen, aber er begreift es auch nicht. „Ja…“ Er nimmt sie bei der Hand und die beiden lösen sich in Licht auf. Er steht wieder alleine da. Kurze Zeit später, oder ihm kommt es auf jeden Fall nicht lange vor, kehr der seltsame alte Mann zurück. „So, dir haben nun auch alle verzeihen, bis auf eine Person, das Mädchen, das vorhin hier war…“

Das „Danach“


Wieder dieses weisse Licht. Und dann die Landschaft, doch dieses Mal kann sie es beschreiben: Es ist eine Wiese, die sanft zu einer Stadt abfällt, offensichtlich ist sie auf so was wie einem Hügel. Neben ihr steht ein Mann, er schaut auf den ersten Blick uralt aus, aber irgendwie scheint er auch zeitlos zu sein, es scheint so, als habe er schon immer so ausgesehen. "Dies ist das Danach. Hier kannst du sozusagen neu anfangen, auch wenn du dich an alles Zuvor erinnerst und eigentlich nur weiter machst! Dies ist Yuka, hier wirst du wohnen. Ich werde dich zu deiner Wohnung führen und dir alles erklären, was du wissen willst!" Das Danach gefällt ihr ziemlich. Sie ist jetzt schon zwei Monate hier und alles lief super. Die Schule, die eigene Wohnung, die Nachbarn, alles, bis dann! Sie lief gerade vom Einkaufen zurück nach Hause, da sieht sie "ihn". Sie rennt zu ihm hin. "Hey, wie bist du denn hierher gekommen? Tut mir Leid, aber ich hab dir immer noch nicht verziehen. Also wieso bist du hier?" Er scheint zuerst erstaunt zu sein, also ob er sie nicht kennt. "Er hat mich Weitergelassen, er meinte, ich sei lang genug dort gewesen! Mann bin ich froh dich wieder zu sehen! Ich wohne gleich hier in diesem Haus, willst du kurz reinkommen?" "Ja, wieso nicht, vielleicht können wir uns hier besser kenne lernen als im Davor!" Sie folgt ihm in seine Wohnung. "Setz dich doch hin. Ich schau mal was ich dir anbieten kann!" Sie setzt sich auf das Sofa. "Du musst dir aber nicht zu viele Umstände machen wegen mir!" "Nein, nein, das ist schon gut!" Sie hört ihn wiederkommen und dreht sich um. Da steht er, mit einem fiesen Lächeln auf dem Gesicht. Er kommt auf sie zu und sie erkennt. Er ist gar nicht "er"! Sie ist mit dem falschen mitgegangen, er sieht zwar ähnlich aus, aber er ist nicht "er"! "Wer bist du?! Und was hast du mit mir vor?" "Ich bin offensichtlich nicht der, für den du mich gehalten hast, aber es ist nicht wichtig wer ich bin und ich will nichts von dir, nur ein bisschen Spass." Sein Lächeln wird immer krankhafter. Sie weiss noch nicht was er damit meinte, "ein bisschen Spass", doch dann wird es ihr schlagartig klar!
"Schrei nicht und versuch nicht dich zu wehren! Es wird dann nur schlimmer! Und versuch gar nicht erst mich danach zu verraten! Du wirst mich niemals kriegen!" Er kommt auf sie zu und sie erstarrt vor Angst. Sie hätte sich nicht einmal wehren können, wenn sie es gewollt hätte, sie war viel zu verängstigt um irgendetwas zu tun! Es ist vorbei, doch es ist noch nicht vorbei für sie. Sie fühlt sich beschmutzt. Sie hält diese Erinnerungen nicht aus. Sie steht auf dem Dach, auf einem ähnlichen wie sie schon einmal gestanden ist. Doch dieses Mal ist SIE es, die springen will, und dieses Mal ist niemand anderes da. Jetzt versteht sie ihn, sie kann verstehen, wieso er nicht mehr Leben wollte, es gibt wirklich Dinge, nach denen man keinen Sinn mehr sieht. Aber ob der Tod eine Lösung ist, das weiss sie nicht. Aber sie will kein Leben mit diesen Erinnerungen führen. Sie tritt an das Geländer und steigt darüber. Sie sagt "Ich verzeihe dir!" und tritt einen Schritt nach vorne.


(1) „L“: Szenebegriff/Kurzform für die synthetische Halluzinogendroge LSD (D-Lysergic acid diethylamide
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